Zwischen den Kriegen

1914 änderte sich das Vereinsleben schlagartig. Nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges standen plötzlich für die Schützenbrüder Aufgaben wie die finanzielle Unterstützung der Frauen, deren Ehemänner zum Militärdienst einberufen worden waren, oder das Versenden von Paketen an die Front auf der Tagesordnung. So versandte der Schützenverein zum Beispiel in den Jahren 1914 und 1915 allein 91 Pakete an die kriegsdienstleistenden Schützenbrüder. An die Feier eines Schützenfestes war nicht mehr zu denken. Im Dezember 1915 kam das Vereinsleben schließlich, nachdem man auch die restlichen Vereinsmittel an die zum Kriegsdienst Einberufenen verteilt und den Schützenplatz verpachtet hatte, völlig zum Erliegen.
Dies änderte sich erst wieder mit der ersten Generalversammlung nach Ende des Krieges im April 1919. Als Nachfolger für den zwischenzeitlich verstorbenen Vereinsvorsitzenden Joseph Clemens wählten die Schützen in dieser ersten Versammlung erneut den früheren Vorsitzenden Josef Vollmer. Der langjährige Schriftführer des Vereins Anton Albus aus Hützenau wurde vom Wirt Josef Bock abgelöst.
Der fünf im Krieg ums Leben gekommenen Schützenbrüder gedachte der Verein in einem Gottesdienst.
1920 feierte man dann wieder ein Schützenfest im Saal der Gastwirtschaft Bock.
Die schwierige wirtschaftliche Lage in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ging auch am Wegeringhauser Schützenverein nicht spurlos vorbei. Beispielsweise konnte man sich 1923 mit der Musik zwei Monate vor dem Fest noch nicht über das Honorar einigen, weil wegen der rasanten Geldentwertung niemand wußte, wieviel die vereinbarte Gage am Tage des Schützenfestes noch wert war. 1924 verzichtete man ebenfalls wegen der Inflation auf das Eintreiben der noch ausstehenden Beiträge – sie waren mittlerweile ohne jeden Wert.
Im März 1924 findet außerdem in der Vereinschronic der erste Hinweis auf den ein Jahr zuvor gegründeten Musikverein. Der Schützenverein schenkte diesem die vereinseigene Wirbeltrommel. Außerdem spielte der Wegeringhauser Musikverein erstmals zum 25jährigen Jubiläumsschützenfest 1924 mit insgesamt 14 Musikern auf. Bei diesem Fest wurde auch zum ersten Mal aus den Reihen der ehemaligen Schützenkönige ein Kaiser ermittelt. Wilhelm Theile aus Wegeringhausen konnte diesen Wettstreit für sich entscheiden. Gastvereine beim 25jährigen Jubiläum waren die Schützenvereine Rhode, Schreibershof, Iseringhausen, Frenkhausen, Belmicke, Pernze, Lieberhausen, Berlinghausen und Bergneustadt.
1925 ging mit dem Verzicht Josef Vollmers auf den Vereinsvorsitz eine Ära zu Ende. Er hatte den Verein insgesamt 22 Jahre geführt. Den ihm angetragenen Ehrenvorsitz lehnte Josef Vollmer jedoch ab. Nachfolger wurde der aus Danzig stammende Lehrer Konrad Wiebe. Dieser hatte seit 1921 die zweite Lehrerstelle an der Wegeringhausener Volksschule inne. Lehrer Wiebe wurde jedoch wenige Monate nach seiner Wahl zum Vorsitzenden versetzt, und die Schützen mußten erneut einen Vorsitzenden wählen. Diese Wahl fiel auf Franz Ziegeweidt.
Die prekäre wirtschaftliche Lage zwang den Verein 1926 sowie 1930 und 1931 zum Verzicht auf die Feier eines Schützenfestes, jedoch veranstaltete man im Jahr 1926 erstmals ein Preisschießen im Vereinslokal Bock. 1930 traten die Mitglieder des Musikvereins Wegeringhausen dem Schützenverein geschlossen bei.
Zu einem Wechsel an der Spitze des Vereins kam es wieder im Jahr 1932. Nachfolger von Franz Ziegeweidt wurde der Wegeringhauser Volksschullehrer Hermann van Bömmel, der aus dem Münsterland stammte und seit 1931 die Lehrerstelle an der Schule inne hatte.
Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30.01.1933 und der diesem unsäglichen Datum folgende Wechsel der deutschen Politik und Gesellschaft machten sich im Vereinsleben der Wegeringhauser Schützen erstmals 1934 bemerkbar. Eine Horde Nationalsozialisten bzw. deren Sympathisanten störten in diesem Jahr massiv das Iseringhauser Schützenfest. Daraufhin wurde dem Verein dort die weitere Feier des Festes von den Ordnungsbehörden verboten. Alarmiert von diesen Vorgängen riet der Drolshagener Bürgermeister den Wegeringhauser Schützen dringend von der Feier eines Schützenfestes in diesem Jahr ab. Man kam dieser Empfehlung nach und veranstaltete daher lediglich ein vereinsinternes gemütliches Beisammensein. 1934 ist jedoch auch das Jahr, in dem die bis heute andauernde Zugehörigkeit des Wegeringhauser Schützenvereins zum Oberbergischen Schützenbund ihren Anfang nimmt. Mit der Aufnahme in den Schützenbund 1934 gewann auch der Schießsport in den Reihen der Vereinsmitglieder an Bedeutung. Die Schützenbrüder nahmen nun an den Preisschießen und Wettkämpfen des Oberbergischen Schützenbundes teil und auch der Beschluß, einen 50-Meter-Schießstand zu bauen, wurde noch im gleichen Jahr gefaßt. Diesen Schießstand errichteten die Schützen in zweijähriger Bauzeit in Eigenleistung im Wald hinter dem Vereinslokal Bock. Im Oktober 1936 konnte dieser vereinseigene Schießstand, dessen Überreste noch heute im Wald hinter dem Altenheim zu finden sind, eingeweiht werden.
Das letzte Schützenfest vor dem Zweiten Weltkrieg konnte am 6. August 1939 gefeiert werden. Adolf Bock aus Wegeringhausen errang hierbei die Königswürde. Diese Fest sollte für die Dauer von 11 Jahren das letzte in Wegeringhausen sein.
Den Schützenplatz, der in diesen Jahren nicht für Schützenfeste genutzt wurde, verpachtete der Verein 1939 an die Volksschule.
Die Vereinsaktivitäten endeten schließlich mit der Letzten Vereinsversammlung am 27.04.1941 unter der Leitung von Hermann van Bömmel. Für einige der Schützenbrüder sollte es die letzte in ihrem Leben sein.