Die Anfänge

Die über 100 jährige Geschichte des St. Hubertus-Schützenvereins Wegeringhausen begann am 19. Juni 1898. An genau diesem Tag trafen sich Wegeringhauser und Bewohner der umliegenden Ortschaften zu einem ersten, damals noch im privaten Rahmen gefeierten Schützenfest am damaligen Aussichtsturm auf der Wahlert. Der von Josef Vollmer verfaßte Bericht über dieses Fest, der gleichzeitig der erste Eintrag in den Protokollbüchern des Vereins, ist lautet:

Erstes privates Schützenfest

Am 19. Juni wurde ein privates Schützenfest beim Aussichtsturm auf der Wahlert veranstaltet. Als Vorstand zu diesem Feste wurden bestellt als

Vorsitzender Josef Maubach, Bierverleger aus Wegeringhhausen,
Schriftführer Josef Vollmer, Stellmacher aus Wegeringhausen,
Kassierer Josef Bock, Wirt aus Wegeringhausen

Das Schützenfest verlief in der schönsten Ordnung, welche die Mitglieder des Vereins bis zum Schlusse gegen 10 Uhr in gefesselter Weise zusammenhielt.
Die Wirtschaft zu diesem Feste war dem Vorsitzenden und Bierverleger Josef Maubach übergeben. Die Musik wurde ausgeführt von der Schreibershofer Musikkapelle. Der Vogel wurde mit Steinen abgeworfen. Den Königswurf errang der Vorsitzende Josef Maubach, welcher als Königen die Ehefrau des Herrn H. Bock aus Weusterhammer bei Listernohl erhielt.

Wegeringhausen, den 19ten Juni 1898.

Josef Maubach, Vorsitzender
Josef Vollmer, Schriftführer
Josef Bock, Kassierer

Schon am 21. September 1898 kamen insgesamt 34 Einwohner Wegeringhausens und umliegender Dörfer in der Gastwirtschaft des H. Bock zusammen, um offiziell einen Schützenverein zu gründen, der den Namen des hl. Hubertus tragen sollte. Josef Vollmer wurde in dieser Gründungsversammlung zum Vorsitzenden gewählt und mit der Organisation des jungen Vereins und der Ausarbeitung der Statuten beauftragt. Ferner gehörten dem Gründungsvorstand Wilhelm Theile als Kassierer und Josef Becker, Hützemert, als Schriftführer an. Ziel und Aufgabe des Vereins sollte nach dem Willen der Gründer die Förderung eines engeren Zusammenhaltes im Dorf und des geselligen Lebens sein. Um diesen Wunsch nach mehr Geselligkeit einen Rahmen zu geben, bei dem auch die Pflege von Anstand und Sitte nicht zu kurz kam, schien die Gründung einer Schützenvereinigung und die Feier eines Schützenfestes den damals Anwesenden geradezu ideal.
Die Gründungsmitglieder hatten mit diesem Beschluß dem Dorf mit seinen damals etwa 190 Einwohnern etwas im hiesigen Raum völlig Neues beschert: Sie hatten, ebenso wie die Iseringhauser, die ersten Schützenvereine im Stadtgebiet Drolshagen gegründet. Das Schützenwesen existierte im Drolshagener Kirchspiel seit Auflösung der Drolshagener St. Sebastianus-Bruderschaft 1792 nicht mehr. Hierzu war es nach langwierigen Auseinandersetzungen mit dem Drolshagener Magistrat, der der Aufnahme eines jeden neuen Schützen in die Bruderschaft zustimmen mußte, gekommen. Standen jetzt auch nicht mehr die alten Aufgaben der Schützengemeinschaften wie Schutz von Markt und Mauer und die Aufrechterhaltung der Ordnung im Vordergrund, sondern hauptsächlich die Geselligkeit und Gemeinschaftlichkeit, so knüpfe man mit der Vereinsgründung an die jahrhundertealte Tradition der Feier von Schützenfesten an. Im Unterschied zu den traditionellen Schützengemeinschaften, die als Bruderschaften oder Genossenschaften organisiert waren und die durch immer einen Hauch von Exklusivität verbreiteten (in Drolshagen betrug die Zahl der Sebstianusschützen beispielsweise maximal 25), verstanden sich die Dorfschützenvereine von Anfang an als Vereine des gesamten Dorfes, als Vereine für Junge und Alte. Übrigens entstand neben der im gleichen Jahr in Iseringhausen gegründeten Schützenbruderschaft ein Jahr später in Schreibershof der St. Laurentius-Schützenverein.
Die Generation der Gründungsväter schuf mit diesem Beschluß vom September 1898, ziemlich genau drei Jahre nach Fertigstellung der St. Aloysius-Kapelle, die in einer über einjährigen, großen, gemeinschaftlichen Kraftanstrengung des gesamten Dorfes gebaut worden war, eine weitere Grundlage für eine gute, funktionierende Dorfgemeinschaft.
Die polizeiliche Genehmigung erfolgte noch im selben Jahr, am 3. Dezember 1898. In den folgenden Monaten legten sich die Wegeringhauser Schützen all die Dinge zu, die einen echten Schützenverein ausmachen: 1899 ließ man sich Schützenmützen durch den Hutmacher Stamm aus Drolshagen anfertigen, die damals 2,30 Mark kosteten, man kaufte Schärpen für die Offiziere und im Herbst des gleichen Jahres den Schützenplatz von Johann Josef Dickhaus aus Schlenke, wofür die Vereinsmitglieder ein Sonderopfer in Höhe von einer Mark aufzubringen hatten. Außerdem entschloß man sich, eine Schützenfahne zu beschaffen. Bis zu der Fahnenweihe am 21. Juni 1903 sollte allerdings noch einige Zeit vergehen. An dieser Einweihung der heute noch vorhandenen, jedoch 1979 von einer neuen Schützenfahne abgelösten Vereinsfahne nahmen damals die Schützenvereine Lieberhausen und Schreibershof teil. Für die neue Fahne hatten als erste Fahnenoffiziere des Vereins H. Bieker und Franz Albus aus Bleche sowie H. Ochel aus Germinghausen Sorge zu tragen. Als die Drolshagener Feuerwehrkapelle am 15. Juli 1899 zum zweiten Schützenfest aufspielte (die Gage betrug damals 60 Mark und ein Fäßchen Bier), war aus dem Fest im privaten Rahmen bereits ein Vereinsfest geworden.
Auch die Verbundenheit der Schützen zur Kirche bestand von Anfang an. 1899 faßte man den Beschluß, alljährlich am Festtag des Vereinspatrons eine Messe in der Wegeringhauser Kapelle zu feiern. Ebenso gedachte der Verein mit einer Messe eines jeden verstorbenen Schützenbruders. 1902 fand zudem erstmals anläßlich des Schützenfestes ein Hochamt in der Dorfkapelle statt.
Kurios erscheint heute ein Beschluß aus dem Jahr 1900, wonach der Termin der Generalversammlung fortan amtlich auszuschellen sei. Der gemeindliche Ausrufer, der neben anderen amtlichen Verlautbarungen nun auch auf die Generalversammlung hinwies, übernahm zu dieser Zeit die Aufgaben der noch nicht so verbreiteten Tageszeitungen, verschaffte sich Aufmerksamkeit mit seiner Schelle und überbrachte so der Gemeinde die neuesten Mitteilungen. Die kosten für das amtliche Ausschellen betrugen damals 50 Pfennig.
1900 kaufte der Verein eine neue Vogelstange, und Peter Möthe aus Scheda war 1901 der erste Schützenkönig, der den Königsvogel nicht mehr mit Steinen abwerfen mußte, sondern mit dem Gewehr abschoß.
Beim Blick in die Vereinschronik erfährt man, daß den Schützenbrüdern der ersten Stunde auch ein gewisses Maß an Patriotismus nicht fremd war. So wurde etwa eine Versammlung auch schon einmal mit einem “Hoch” auf den Kaiser beendet und bereits ab dem Jahr 1900 feierte man im Wegeringhauser Gasthof Bock, dem Vereinslokal der Schützen, gemeinsam den Geburtstag Wilhelms ll. Diese Randnotizen in den Protokollbüchern zeigen, daß um die Jahrhundertwende auch im hiesigen, ursprünglich kurkölnischen Raum die kritische Distanz gegenüber allem Preußischen und dem Deutschen Reich von 1871 in Teilen der Bevölkerung langsam dem seinerzeit aufkeimenden Nationalstolz war.
Die Beiträge, die die Schützenbrüder in diesen Anfangsjahren des Vereins zu entrichten hatten, wurden jeweils zu Beginn der mindestens vierteljährlich abgehaltenen Mitgliederversammlungen eingesammelt. Jeder Schütze besaß zu diesem Zweck ein Satzungsbüchlein, in dem ihm der Quartalsbeitrag quittiert wurde.
Vor dem ersten Weltkrieg wurde das Schützenfest zumeist auf Schützenplatz, ausnahmsweise auch einmal in der Hustert bei Gastwirt Heinrich Wigger gefeiert.
Josef Vollmer blieb während der ersten 16 Jahre der erste Vorsitzende des Vereins, bevor er 1914 von Josef Clemens abgelöst wurde. Im Juli 1914 schließlich feierte Wegeringhausen das letzte Schützenfest vor dem 1. Weltkrieg. Mit Johann Gipperich errang in diesem Jahr zum fünften Mal ein Mitglied der Hützemerter Familie Gipperich die Königswürde.